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Positive Neuroplastizität

Glücklicherweise hat die Wissenschaft das Sprichwort „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ schon vor einiger Zeit widerlegt. Fakt ist nämlich, dass sich unser Gehirn bis zu unserem Tod verändert, das heißt, dass wir bis zu unserem Tod lernen können.
Ebenfalls ins Reich der Mythen gehört die Auffassung, dass abgestorbene Gehirnzellen nicht ersetzt werden. Mittlerweile wurde nachgewiesen, dass der Hippocampus ständig neue Neuronen bilden kann, die dann genau dorthin transportiert werden, wo sie benötigt werden.

Diese Fähigkeit zur permanenten Veränderung der Gehirnstrukturen nennt man „Neuroplastizität“.
Dass dies möglich ist, wissen wir alle. Schlaganfallpatienten, deren Sprachzentrum irreversibel zerstört wurde, können noch einmal ganz von neuem sprechen lernen, wobei dann ganz andere Regionen im Gehirn diese Aufgabe übernehmen.

Möglich ist dies, weil wir mit einem unfertigen, niemals ausgereiften Gehirn zur Welt gekommen sind.

Wächst ein kleiner Mensch heran, so ist es in der Tat so, dass er, noch während er im Mutterleib fröhlich umherplanscht, die höchste Zahl an neuronalen Zellen seines kompletten, noch nicht einmal begonnenen Lebens besitzt. Unser Gehirn bildet sich nämlich nicht durch Wachsen sondern durch Zurechtstutzen heraus. Daher hat uns die Natur quasi ein Überangebot an Hirnzellen mitgegeben, die sich allmählich zu neuronalen Netzwerken verbinden – je nachdem, mit welchen Reizen man sie konfrontiert. Tritt ein Embryo mit seinem Beinchen beispielsweise gegen die Bauchdecke der Mutter, so werden in seinem Gehirn bestimmte Neuronen aktiviert, die gemeinsam feuern. Passiert dies öfter, so bildet sich ein neuronales Muster heraus, das mit jedem „Gebrauch“ fester, stabiler und dadurch schneller wird.

Auf diese Weise entwickelt sich unser Gehirn: Unser breit angelegtes Angebot an Gehirnzellen beginnt sich aufgrund der Reize aus der Umwelt in funktionale Netzwerke zu verbinden. Werden manche Netzwerke häufiger benutzt, so festigen sich diese, andere hingegen, die selten bis nie genutzt werden, werden wieder gekappt und rückgebildet.

Doch nicht nur die Umweltreize sind für die Entwicklung unseres Gehirn ausschlaggebend, auch unsere eignen Gedanken sind maßgeblich an dem Ausbau der neuronalen Straßen in unserem Gehirn beteiligt. Man kann sagen: Das, was ich heute denke, formt mein Gehirn von morgen.

Was für eine großartige Möglichkeit sich hier auf einmal für uns auftut: Wir haben es selbst in der Hand, ob wir in den nächsten Jahren ein Miesepeter oder ein Glückskind sind!

Mit Methoden zur gezielten positiven Neuroplastizität können wir mit viel Übung und Geduld nach und nach automatisierte, negative Denkmuster auflösen und durch positive und heilsame Denkmustern ersetzen.